Respektiere Natur & Mensch: Aktion Pflück mich

Eine Aktion gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Die Genussregion Coburger Land hat der Verantwortlichen von Pflück mich einige Fragen gestellt.

  1. Wie kam es zu der Idee „Pflück mich“?

Schon immer bin ich gerne in der Natur gewesen und hab Früchte, Kräuter oder auch Pilze gesammelt. Natürlich Gewachsenes schmeckt einfach viel besser, hat eine höhere Nährstoffdichte als Lebensmittel, die lange gelagert bzw. transportiert wurden und hat auch eine viel bessere Ökobilanz. Bei Pilzen und Kräutern kann man sich weitestgehend frei bedienen, bei Obstbäumen ist man sich immer nicht ganz sicher, ob die Bäume jemanden gehören oder derjenige die Früchte vielleicht selber verwenden möchte. So hat man das Obst immer mit einem schlechten Gefühl geerntet oder es ganz gelassen. Und dann kamen wir auf die Idee Pflück mich ins Leben zu rufen.

  1. Was steckt dahinter bzw. was ist „Pflück mich“?

Die Aktion Pflück mich ist gemeinsam mit der Bürgerstiftung der Stadt Bad Rodach und Bürgermeister Tobias Ehrlicher entstanden. Durch die enge Zusammenarbeit wissen wir genau, welche Bäume wem gehören und wo geerntet werden darf. Damit das dann jeder erkennen kann, werden die Bäume mit einer Banderole oder Schildern gekennzeichnet. Des Weiteren haben wir eine Facebook-Seite, auf der immer bekannt gegeben wird, wenn neue Bäume oder ganze Gebiete dazu kommen.
Anfang Juli hat sich der Obst- und Gartenbauverein Gauerstadt angeschlossen und sehr viele Obstbäume in und um die Ortschaft freigegeben. Von Birne über Äpfel, Pflaume oder Kirsche ist alles dabei. Eine Karte, auf der die Bäume eingezeichnet sind, ist auch noch in Planung. Zusätzlich tragen wir die Bäume auf einer Online-Karte auf der Seite www.mundraub.org ein. Aber es ist doch einfach schön, wenn man auch ohne Smartphone erkennt, wo man sich bedienen kann.

  1. Um welches Obst handelt es sich genau?

Bisher haben wir Pflaumen-, Apfel-, Birnen-, und Kirschbäume markiert. Nussbäume fehlen bislang noch. Wichtig bei der Aufnahme der Bäume ist auch, dass sie gut erreichbar und sich nicht in einer Gefahrenzone (z. B. direkt an einer viel befahrenen Straße oder einem steilen Hang) befinden. Vorstellbar ist auch, dass z. B. Wildfrüchte und Kräuter hinzukommen. Über die Pflück mich-Community (aktuell noch auf die Facebook-Seite begrenzt) kann man solche Infos und Stellen dann mit anderen teilen. Es können sich auch gerne Privatpersonen oder Landwirte bei uns melden, die Bäume oder Sträucher haben und zur Verfügung stellen wollen. Oft kann man alleine ja gar nicht so viel ernten wie am Baum hängt.

  1. Wo gibt es bisher „Pflück mich“ Bäume?

Bisher gibt es an folgenden Orten Pflück mich-Bäume: Auf dem Steig zwischen Bad Rodach und Heldritt, zwischen Elsa und Heldritt, im Wallgraben in Bad Rodach und rund um Gauerstadt. Es gibt einige Streuobstwiesen, die wir demnächst noch besichtigen möchten. So wächst die Aktion Baum für Baum immer weiter.

  1. Was muss man machen, wenn man selbst Obstbäume/Sträucher hat und diese der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte?

Wer selbst Bäume/Sträucher hat und/oder einen Vorschlag für ein neues Gebiet hat kann sich gerne in der Stadt Bad Rodach melden. Dort wird dann der Kontakt zu mir hergestellt oder auf der Facebook-Seite Pflück mich einfach eine Nachricht hinterlassen.

  1. Wie wird das Angebot bzw. das Projekt wahrgenommen?

Bisher haben wir sehr viel Zuspruch und positives Feedback erhalten. Es sind sogar Leute aus Coburg nach Bad Rodach gekommen um zu ernten. Wir hoffen stark, dass sich noch mehrere Gemeinden anschließen und Pflück mich weiter wächst. Vor ca. einer Woche bin ich auf einen Zeitungsbericht über eine Gemeinde in der Nähe von Stuttgart gestoßen. Seit diesem Jahr gibt es dort auch eine Pflück-mich-Initiative.

  1. Gibt es Kooperationen mit Gartenbauvereinen oder Ähnlichem?

Es war eine Kooperation mit Rodacher Flüssigobst geplant. Bisher wurde diese noch nicht umgesetzt. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass dies noch kommen wird wenn die Aktion weiter wächst und weiteres Material benötigt wird. Diesen Winter ist geplant die Obstbäume in Gauerstadt zu beschneiden. Kostenträger ist bisher ausschließlich die Bürgerstiftung der Stadt Bad Rodach. Am Gärtnerhof Callenberg gibt es eine Garten-AG. Hier wurde vom Besitzer ein Feld zur Verfügung gestellt, auf dem eine Gruppe von Hobbygärtnern umsonst eigenes Biogemüse anbauen und ernten darf. Aber kooperiert wird hier noch nicht.

  1. Wie soll es mit dem Projekt weitergehen?

Wir haben ganz viele Ideen. In diesem Jahr haben wir uns ja auf die Fertigung der Schilder und deren Ausbringung in bestehende Gebiete konzentriert. Demnächst wollen wir, wie bereits erwähnt, mal die Streuobstwiesen in Augenschein nehmen und die Karte für die Pflück-mich-Bäume erstellen. Es wäre schön, wenn sich eine Pflück-mich-Gemeinschaft entwickelt und wir verschiedene gemeinsame Veranstaltungen machen. Zum Beispiel Streuobstwiesen pflegen, Ausflüge mit Kindergärten zum gemeinsamen Pflücken oder auch Verarbeitung der gesammelten Köstlichkeiten und Rezeptaustausch. Wichtig ist einfach, so viel wie möglich mit anderen zu teilen, ob es sich um Wissen handelt, die Schätze der Natur oder gemeinsame Zeit. Zusammen können wir viel mehr erreichen und bewegen. Und wir hoffen, dass die Äste der Pflück-mich-Bäume noch ganz viele Menschen erreichen.